Amtliche Meldung

Vordereifel: Hochwasserereignis vom Juli 2021 prägt den 10. Workshop der Hochwasserpartnerschaft Mayen-Koblenz

-st- Mayen/Vordereifel. Der 10. Workshop der Hochwasserpartnerschaft Mayen-Koblenz am 21.10.2021 im Gemeindehaus in Virneburg war geprägt von den Hochwasserereignissen am 14. und 15. Juli 2021 insgesamt in Rheinland-Pfalz, im Besonderen natürlich im Hinblick auf die verheerenden Todesfälle im Ahrtal aber auch die teilweise hohen Sachschäden in der Verbandsgemeinde Vordereifel.
Der Einladung des Informations- und Beratungszentrums für Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz (IBH) waren über 30 Vertreter von Fachbehörden, Verbandsgemeinde- und Stadtverwaltungen als auch Ortsbürgermeister gefolgt. Hinzu kamen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus der Ortsgemeinde Virneburg, die ebenfalls stark vom Hochwasser betroffen war.
Für die Hochwasserpartnerschaft Mayen-Koblenz, die im Jahre 2015 von den Verbandsgemeinden Maifeld, Mendig, Pellenz und Vordereifel sowie den Städten Andernach und Mayen sowie dem Landkreis Mayen-Koblenz gegründet wurde, begrüßte die 1. Kreisbeigeordnete Birgit Meyreis alle Teilnehmer auf das Herzlichste und übermittelte die Grüße des Landrates. Sie ging in ihrer Rede auf die Wichtigkeit dieses gemeinsamen Hochwasserschutzes ein.
In der Gründungsurkunde hatten sich die acht Kommunen darauf verständigt, sich gegenseitig zu bemühen, eine Verbesserung der Hochwasservorsorge zu unterstützen.
Solche Workshops tragen mit dazu bei, das Thema aktuell fort zu entwickeln, die Bevölkerung mehr und mehr zu sensibilisieren, Erfahrungen auszutauschen und über ein Netzwerk untereinander über gemeinsame Maßnahmen zu beraten.
Bürgermeister Alfred Schomisch begrüßte seitens der Verbandsgemeinde Vordereifel alle Teilnehmer und war erfreut, dass die Verbandsgemeinde zum zweiten Mal nach 2014 einen Workshop ausrichten durfte.
In der Verbandsgemeinde war man bei den Ereignissen am 14./15. Juli doch mit einem vergleichsweise blauen Auge und reinen Vermögensschäden an der kommunalen Infrastrukturen und bei Privaten davongekommen.
Dieses Hochwasserereignis verpflichte aber nunmehr dazu, vorbehaltlos allen erstellten Konzepten unserer Partnerschaft auch Taten folgen zu lassen und in eine Umsetzung durch geeignete Maßnahmen einzusteigen.
Die hohen Erwartungen der Bevölkerung an die Maßnahmen durch die öffentliche Hand dämpfte er mit dem Hinweis auf die Vorgaben des Wasserhaushaltsgesetzes, wonach in erster Linie jeder einzelne Grundstückseigentümer im Rahmen des ihm Möglichen und wirtschaftlich Vertretbaren zur Selbsthilfe verpflichtet ist. Natürlich wird die Verbandsgemeinde als zuständige Gewässerunterhaltungspflichtige entsprechenden wirksame Maßnahmen umsetzen. Für 2022 wird man im Haushalt hierfür ein deutliches Zeichen setzen und rd. 700.000,00 € an Investitionen vorsehen.
Wichtig ist die Tatsache, dass nicht eine Kommune alleine ihre Maßnahmen ausführt und möglicherweise im Unterlauf alles Erdenkliche getan wird, aber die Kommunen im Oberlauf eben keine Maßnahmen umsetzen und damit bei einem Hochwasser, was jederzeit und gesichert wieder zu erwarten ist, positive Maßnahmen im Unterlauf wieder zerstören würde. Letzte Sicherheit wird es nicht geben.
Für die Ortsgemeinde begrüßte Ortsbürgermeister Torsten Zilles alle Teilnehmer am Workshop und konnte aus seiner persönlichen Sicht auch als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Virneburg eingehende weitere Erkenntnisse zu dem schnellen Ansteigen der Fluten in der Ortsgemeinde geben.
Anschließend ging Werkleiter Matthias Steffens vom Fachbereich 4.2 – Kommunale Betriebe – auf die in der Verbandsgemeinde Vordereifel eingetretenen Hochwasserschäden an den Abwasseranlagen und an den Gewässern ein und stellte  anschaulich dar, dass man bereits in konkrete Schutzmaßnahmenplanungen eingetreten ist, um z. B. über einen Schwemmholzrechen eines der größten Probleme zu beseitigen.
Das Hochwasser hat aus vielen Bereichen entlang der Bäche liegengebliebene Baumreste, Äste als auch teilweise Stämme mit transportiert, was zur Versperrung von Brücken, zu einem unnötigen Aufstau und damit einer Verschärfung der Wasserwelle führt.
Die neuen Vorgaben der Förderrichtlinien des Landes gehen davon aus, dass man künftig an möglichst vielen geeigneten Stellen der Gewässer Maßnahmen ausführt, um das Wasser z. B.an  Wegedurchlässen durch geeignete Drosseleinrichtungen in der Gewalt zu bremsen, das Wasser in der Fläche einzustauen, um damit im Unterlauf letztlich Zeit zu verschaffen, Sicherungsmaßnahmen einzuleiten.
Die Verbandsgemeinde Vordereifel hat zudem beim Land Rheinland-Pfalz eine Änderung des Landeswassergesetzes vorgeschlagen, um den Gewässerunterhaltungspflichtigen Vorkaufsrechte für Grundstücke am Gewässer einzuräumen, damit für die konkreten Planungen auch tatsächlich Flächen zur Verfügung stehen.
Sollte Eigentum nicht erworben werden können, besteht auch die Möglichkeit, über Nutzungsvereinbarungen und/oder Pachten entsprechende Entschädigungen für eine zeitweise Überflutung zu zahlen.
Frau Dr. Manthe-Romberg, die vom IBH zu diesem Workshop eingeladen hatte, ging in ihren Ausführungen insbesondere auf die wichtige Gemeinschaftsaufgabe für viele Akteure untereinander ein und dass es nur mit dem Bestreben aller Beteiligter an einem Gewässer möglich sein wird, Hochwasserschutzmaßnahmen sinnvoll und schadenmindernd umzusetzen.
Dabei komme auch den Bürgerinnen und Bürgern bzw. den Grundstückseigentümern eine wichtige Aufgabe zu, ihre Grundstücke und ihre Vermögenswerte selbst zu schützen.
Entsprechende Beispiele sind auf den Informationsbroschüren des IBH aber auch auf der Homepage der Verbandsgemeinde Vordereifel einzusehen und können dort für private Maßnahmen als Vorbild dienen.
Über die allgemeine Hochwasservorsorge an Gewässern erläuterte Christof Kinsinger vom IBH in einer Präsentation die Entstehung der Hochwasserereignisse im Juli, insbesondere mit den konkreten örtlichen Niederschlagswassermengen als auch den Schäden.
Er stellte unter anderem auch dar, dass in der Vergangenheit Fehler bei der Gewässerunterhaltung durch Begradigung gemacht wurden, die aber eben in diesen Jahren dem Zeitgeist entsprachen, aber heute nicht mehr zielführend sind.
Die Probleme der Hochwasservorsorge liegen insbesondere darin, dass innerhalb der Ortslagen wenig Spielraum bleibt die Folgen eines Hochwassers abzumildern, da man nicht alle Gebäude oder Mauern abreißen kann. Der Fokus für Schutzmaßnahmen muss auf die Flächen oberhalb der jeweiligen Ortschaften oder Städte gelegt werden.
Auch in seinen Vorträgen nahm das Treibgut vor Engstellen und Brücken einen wesentlichen Teil ein.
Hier ist nochmals der Bürger gefordert, sein Grundstück von solchem Unrat zu reinigen und nicht dem Gewässer zu überlassen.
In der freien Landschaft sollte es kein Problem sein, dass Wiesen oder Waldgrundstücke mehrmals im Jahr einfach überflutet werden, da hierdurch keine nennenswerten Schäden entstehen.
Auch bei der Planung von Neubaugebieten muss darauf geachtet werden, dass die nachweislichen Notwasserwege von einer Bebauung freigehalten werden.
Künftige Maßnahmen sind Bepflanzungen und Gehölzpflege, Räumung und gezielte Entnahme von Anlandungen in den Gewässern, der Einsatz von ingenieurbiologischen Bauweisen als auch der Einbau von Grobrechen und Totholzfänger.
Hier gilt es kreativ zu sein und dies auch ökologisch verträglich mit dem Gewässer auszuführen. Effiziente Hochwasservorsorge geht immer nur in Kooperation aller Akteure.
Dabei ist es besonders wichtig, dass sich jede Kommune einen Überblick über Defizite und mögliche geeignete Standorte für Maßnahmen verschafft und diese dann auch mit der angebotenen und teilweise sehr hohen 90 %-igen Förderung des Landes Rheinland-Pfalz aus Mitteln der Aktion Blau bzw. Blau Plus umsetzt.
In der anschließenden Diskussion wurde insbesondere die unzureichende bzw. unterbliebene Vorwarnung der Bevölkerung angesprochen.
Fehlende Kommunikationstechnik ist daher dringend aufzubauen.
Hier gilt es Augenmerk darauf zu legen, dass die wichtigsten Akteure Feuerwehr und Katastrophenschutz frühzeitig, auch über Meldungen/Beobachtungen der Privatpersonen vor Ort während der Regenereignisse informiert werden, um geeignete Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Krisenstäbe müssen dann kurzfristig agieren. Eine solche Meldekette ist auch durch Installation von gezielten Hochwasserpegeln, die das Ansteigen der Hochwässer sowohl in der Menge als auch in der zeitlichen Abfolge darstellen, zu verbessern.
Hier ist in erster Linie die Vorgabe, dass die Kommunen als Ortskundige vorschlagen, wo Pegelmessungen vorgenommen werden könnten, die dann vom Landesamt für Umwelt auf ihre wasserwirtschaftliche Notwendigkeit geprüft und dann auch hergestellt werden.
Darüber hinausgehende weitere für sinnvoll gehaltene Pegel würden voraussichtlich in die Zuständigkeit der jeweiligen Kommune bzw. der Katastrophenschutzbehörden (Landkreis – kreisfreie Stadt) fallen. Solche Pegel sollten nach dem Wunsch aller Beteiligten auch vom Land mit gefördert werden.
Frau Dr. Manthe-Romberg konnte zusammenfassend den gelungene Workshop mit den Worten schließen, dass man eine Vielzahl von Informationen weitergeben konnte, auch neue Informationen von Betroffenen erfahren hat und diese auch in die kommende weitere Arbeit in Workshops und Arbeitsgruppen mitnehmen wird.
Insbesondere wird sie kurzfristig eine Arbeitsgruppe initiieren, in der dann über diese Installation von Meldeketten und auch der Pegelmessstellen als Schwerpunktthema beraten werden sollte.
Ihr Dank galt der Verbandsgemeinde Vordereifel und der Ortsgemeinde Virneburg für die vorbildliche Ausrichtung der Veranstaltung.

 

Foto: gut besuchter Workshop in der Gemeindehalle in Virneburg

 

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