Amtliche Meldung

„Mühlsteinrevier RheinEifel“ bewirbt sich für Platz auf der Tentativliste

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe ist vollbracht. Die Bewerbung des „Mühlsteinrevier RheinEifel“ wurde fristgerecht zum 30. Juni beim Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MWWK) des Landes Rheinland-Pfalz eingereicht. Nun heißt es Daumen drücken, denn bis zum 31. Oktober wird darüber entschieden, ob das Mühlsteinrevier als eines von zwei rheinland-pfälzischen Projekten bei der Kultusministerkonferenz (KMK) eingereicht wird. Ist das der Fall, wird es bis zur finalen Entscheidung der UNESCO, ob das Mühlsteinrevier die Welterbe-Auszeichnung erhält, noch weitere Jahre dauern.

Seit über 6 Jahren befasst sich der zuständige Arbeitskreis, der sich aus Vertretern der Verbandsgemeinden Mendig und Vordereifel, der Städte Mendig, Mayen und Andernach, der Ortsgemeinden Ettringen und Kottenheim sowie des Landkreises Mayen-Koblenz zusammensetzt und Unterstützung von zahlreichen namhaften Wissenschaftlern erhält, mit dem vulkanischen Erbe zwischen Eifel und Rhein. Ziel ist es, durch die Anerkennung zum UNESCO-Welterbe dem Mühlstein bzw. dem Revier die angemessene Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken, die ihm gebührt. Denn eines gilt durch die umfangreichen, bisher getätigten Forschungen als bewiesen: das Mühlsteinrevier ist das einzige Gewinnungsgebiet, das über 7.000 Jahre fast kontinuierlich Reib- und Mühlsteine produzierte und von dem noch Sachzeugen aus rund 2.000 Jahren erhalten sind.

Als vor etwa 200.000 Jahren Vulkane zwischen Rhein und Eifel Feuer spukten und gewaltige Lavaströme ausflossen, bescherten sie der Region ein vulkanisches Erbe von unschätzbarem Wert. Denn die mächtigen Basaltvorkommen stellten sich als ideales Material für die Herstellung von Reib- und Mühlsteinen heraus, die für die Nahrungszubereitung von Getreide unverzichtbar wurden. Das Besondere an der heimischen Basaltlava: die große Porosität im Gestein aufgrund des sehr gasreichen Magmas. Die zahlreichen kleinen Löcher im Stein führten dazu, dass die Reib- und Mahlfläche griffig blieb und das Getreide ideal zu Mehl zerrieben werden konnte.

Die Basaltlava wurde in Steinbrüchen gewonnen, in Werkstätten in Form gebracht und auf dem Wasser oder Landweg für den überregionalen Bedarf nach Andernach am Rhein transportiert und dort in weite Teile der Welt abgesetzt. Ab der Römerzeit erfolgte eine regelrechte Massenproduktion und der Mühlstein wurde ein früher Exportschlager. Am ehemaligen Rheinhafen in Andernach steht auch heute noch der Verladekran, mit dem von 1561 bis 1911 Mühlsteine auf Schiffe verladen wurden.

So entstand in der Region zwischen Mayen, Kottenheim, Ettringen, Mendig und Andernach in den vergangenen 7.000 Jahren ein weltweit einmaliges Bergbaurevier: Das „Mühlsteinrevier RheinEifel“. Es umfasst das Mayener Grubenfeld, die Ettringer Lay, das Kottenheimer Winfeld, die Lavakeller Mendig sowie den Hafenbezirk Andernach.

Heute zeigt es sich mit beeindruckenden erschlossenen Steinbrüchen Über- und Untertage. Idyllische Grubenlandschaften mit bis zu 40 Metern hohen Abbauwänden, Grubenkränen, Göpelwerken, Kransockeln, Gleisresten und Loren inmitten von Wäldern oder geheimnisvolle unterirdische Abbaukammern warten auf die Besucher.

Die Chancen als Welterbe anerkannt zu werden, stehen nicht nur aus Sicht des Arbeitskreises gut. Die Welterbewürdigkeit wurde auf Basis von Untersuchungen durch Prof. Dr. Helmuth Albrecht der TU Bergakademie Freiberg in Verbindung mit einer Vergleichsanalyse der Archäologin Vera Holtmeyer-Wild sowie Forschungen weiterer namhafter Wissenschaftler bereits bescheinigt. Die Voraussetzungen, die für den Antrag bei der UNESCO erfüllt werden müssen, sind alle gegeben. So lässt sich z.B. die Einzigartigkeit, die ein Welterbe auszeichnen muss, über den Mühlstein als ein zentrales Kulturgut agrarischer Gesellschaften begründen.

Das Mühlsteinrevier wird sich in dem bisher noch weniger besetzten Feld der UNESCO-Industriedenkmäler bewerben. Es wird sich, anders als viele bekannte Beispiele, um ein sogenanntes serielles Welterbegut handeln. Das ist weder ein Einzelgut, wie etwa ein Bauwerk (z.B. Kölner Dom), noch eine Kulturlandschaft wie beispielsweise das obere Mittelrheintal. Es handelt sich vielmehr um eine Reihe von Einzelflächen und -objekten, die zusammen das Welterbegut bilden. Wurde das Projekt zunächst noch unter dem Namen „Eifler Mühlsteinrevier“ initiiert, so nennt sich es sich zwischenzeitig, nach einer Namensanpassung, „Mühlsteinrevier RheinEifel“. Der Begriff „Rhein“ verdeutlicht die Miteinbeziehung des Einzelreviers Rhein mit seinem Umschlagplatz Andernach.

Die beteiligten Verbands- bzw. Ortsgemeinden und Städte sowie der Landkreis Mayen-Koblenz haben bereits im letzten Jahr bekräftigt, dass sie hinter dem Projekt stehen und entsprechende Grundsatzbeschlüsse für die Umsetzung gefasst.

[Quelle: Touristik-Büro Vordereifel, Kelberger Straße 26, 56727 Mayen, Tel.: 02651/8009 95, 
 www.naturerlebnis-vordereifel.de - Foto: Kottenheimer Winfeld © Laura Rinneburger]
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